Auf die Details kommt es an
Eine unserer Lieblingskundinnen lässt sich vor allem Jacken von uns machen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Gerlind auf Grund von Krankheit wenig symmetrisch ist. Als Maßschneider ist es für uns kein Problem so asymmetrisch zu arbeiten, dass das fertige Kleidungsstück dann wieder symmetrisch wirkt.
Doch das ist eben nur ein Argument für Gerlind uns zu beauftragen. Das viel gewichtigere ist ihr Geschmack. Gerlind liebt das Besondere, sie liebt „shiny things“. Also egal was wir für Gerlind machen, ohne Schmucktechnik wird sie nicht glücklich sein.
Nun hatte Gerlind also einen sehr hübschen hellblauen Stoff erspäht, der sich hervorragend zur Jacke eignete. Und glücklicherweise war dieser Stoff auch schon mit einigen Glanzfäden versehen, so dass er ein bisschen Glamour mitbrachte. Dennoch brauchte diese Jacke noch etwas Ausgefallenes.
Der Stoff ist ein typischer „Chanel-Stoff“: Verschiedene Garne sind relativ lose verwebt. Das Material ist also weich und durchlässig. Diese Stoffe lassen sich sehr angenehm verarbeiten. Man kann sie wunderbar bügeln und sie nehmen schnell die Form an, die wir ihnen verleihen wollen. Anders als zum Beispiel eine „Cool Wool“, die perlig und dicht ist. Cool Wool „springt“ schier immer wieder in ihre Ausgangsform retour. Man bügelt Cool Wool hundert Mal und sie möchte noch fünf Mal gebügelt werden, bevor sie sich fügt.
Wenn ich also schon einen Chanel-Stoff verarbeiten darf, dann fallen mir natürlich auch gleich Chanel-typische Zierarbeiten ein. Diese Stoffe schreien danach gefranst zu werden. Man kann tolle Borten aus ihnen gestalten. Ich selbst habe mir schon vor zehn Jahren ein Kleidchen genäht, dass ich mit einer solchen Chanel-Borte ausgestattet habe – und ich trage dieses Kleid noch imemr gerne.
Da es schwierig ist, so eine Borte in Worten zu erklären, haben wir für Gerlind einfach einen halben Meter Borte gefertigt und auf die Jacke geheftet. Es gefiel ihr sofort! Und so war auch klar, wie wir die Jacke „pimpen“: Wir schnitten Schrägstreifen aus dem Chanel-Stoff und aus weißem Organza. Diese Schrägstreifen fransten wir auf beiden Seiten aus und nähten beide Streifen zusammen mit kleinen Perlen auf Kragen, Revers und die Ärmelsäume.
Eine ungeahnte Herausforderung wurden übrigens noch die Knöpfe! Es kann sooo schwierig sein, farblich passende Knöpfe zu finden. Und da hilft dann oft nur Glück. Im Erlanger Perlenmarkt wurde ich dann fündig. Juch-huu!
Ergebnis: eine Jacke mit „shiny buttons“, wunderschöner Schmuckarbeit und eine glückliche Gerlind 🙂