1001 Perlchen – oder auch: Die Tambournadel und ich
Der Maßschneider darf sich ja gerne mal in langwierige, aufwändige Details verstricken. Oder in meinem Falle besser gesagt: „verSTICKEN“. Denn für ein Thema der Maßschneiderei interessiere ich mich ganz besonders: für die Stickereien. Ganz besonders für die, die glitzern und funkeln – in diesem Bereich bin ich wohl durch und durch ein Mädchen. Wer hat denn nicht als Kind von den wunderschönen Kleidern geträumt, die die Disney-Prinzessinnen trugen? Das glitzernde Kleid von Cinderella wollten wir wohl alle an irgendeinem Punkt mal tragen. Oder wie wir Arielle bewunderten, die an ihrem Happy End in einer funkelnden Abendrobe aus dem Meer zu ihrem Prinzen emporstieg – ein Traum einer jeden kleinen Prinzessin.
Und diesen Traum konnte ich dieses Jahr meiner jüngeren Schwester erfüllen: zu ihrem Abiball durfte ich ihr ein Cocktailkleid entwerfen und nähen. Und natürlich in erster Linie: besticken. Die gesamte Korsage ist übersät mit kleinen Rocailles, Glasschliffperlen und Kristallen, die sich in Federformen um den Oberkörper ranken. Die Arbeitszeit, die darin steckt? Tage, Wochen. Aber das Kleid, das ihr wunderbar passte und stand, das war ein absolut unbezahlbarer Moment.
Und das alles nur dank meiner heiß geliebten Tambournadel. Was das ist? Auf jeden Fall mein absolutes Lieblingsgerät zum Nähen. Wie sie aussieht? Stellen Sie sich einen Holzgriff vor, in den man verschieden starke Nadeln einspannen kann. Und diese Nadeln sehen aus wie Häkelnadeln, aber anstatt einer Rundung sind sie oben spitz. Man häkelt damit quasi durch den Stoff durch. Wenn man Perlchen hat, dann fädelt man sie vorher auf die Nadel auf und schiebt sie Stich für Stich auf den Stoff. Anfangs ist die Koordination etwas schwierig, aber wenn man das einmal raus hat, will man nie wieder anders sticken.
Diese Technik wird sogar von großen Häusern in Paris angewandt: Dort gibt es Einrichtungen, in denen für die großen Designer mit der Hand Stoffe bestickt werden. Aber nicht nur in der Haute Couture findet diese Technik Anklang: im fernen Indien werden Saris mit einer ähnlichen Technik bestickt. Nennt sich dann allerdings „Aari“, und meistens sind die Nadeln dafür etwas schlichter; im Persischen nennt man das Ganze „Zardosi“, was übersetzt passenderweise „Sticken mit Gold“ bedeutet.